warum immer noch widerstand ?
Die Verhältnisse tanzen. Wir tanzen. Warum also hier keine Verbindung herstellen?

Mag es vielleicht zu Beginn - auch für die VolkstanzakteurInnen - noch so ausgesehen haben, als ginge es um ein "Weg mit der Regierung", hat sich schnell eine Perspektive der Nachhaltigkeit durchgesetzt: Nach mehr als 12 Monaten Widerstand geht es nunmehr darum, eine plausible Form der Opposition zu entwickeln, die Chancen hat etwas durchzusetzen. Opposition heißt, das es tatsächlich um die Verantwortlichkeit geht, die Regierung in ihrem Lauf zu bremsen und sie gar zum stolpern zu bringen. Opposition hat mit dem 3.2.2000 aufgehört, ausschließlich eine parlamentarische Kategorie zu sein. Dies liegt weniger in der Schwäche der PO als in der gesellschaftlichen Breite und Relevanz der APO begründet. Hier kommt die Plausibilität ins Spiel. Volkstanz.net muß diese auf einem vergleichsweise klar umrissenen Feld herstellen: eine Szene, deren kleinster gemeinsamer Nenner "club culture" ist.
Wir entwickeln ein Modell indem Politisierung durch Kommunikation im kleinen Rahmen stattfinden kann, indem Politik Spass machen kann, indem jede/r die Energie, die er/sie übrig hat anwendet, wie er/sie es für richtig hält.
Wir bewegen uns hier in einer Szene, in der nicht unterschieden wird zwischen Tag und Nacht, Arbeit und Spass. Wir wurden ideologisch auf der Tanzfläche sozialisiert. Politik hatte da nie viel Platz, und schon gar nicht in der Form, in der man bisher versucht hat zu politisieren. Konkreter: Volkstanz.net ist ein Projekt jenseits der KleinunternehmerInnenmodelle in der Szene, die jahrelang als einzige mögliches Ziel der Anstrengungen kolportiert wurden.
Ich verstehe Politik in einem viel breiteren Spektrum als zuvor, verstehe viel eher soziales Potential zu entwickeln und Dinge viel eher in Frage zu stellen. Wir haben sehr viel an dieser Kompetenz in dem letzten Jahr dazugewonnen und ich denke, daß wir viele Menschen in diesen Prozeß miteinbinden wollen.
Warum immer noch Widerstand: Um ein Alternativmodell zu den Sozialisierungsmodellen, die man im weitesten Sinne als blau-schwarz bezeichnen kann, zu bieten. Ein größtes gemeinsames Vielfaches.

 

Tanya Bednar (Kommentar Volkststimme 22.2.2001)